Phase 3_Schritt 19: Sychronizitäten als Hilfe für Erkenntnisse zu Wege aus der Krise

Tag 19_Phase 3: Sychronizitäten als Hilfe für Erkenntnisse zu Wege aus der Krise
„Zu oft verunsichert uns die Veränderung so stark, dass wir den Blick für den Menschen verlieren, der wir im Begriff sind zu werden. Hast du dir jemals ausgemalt, eine Larve zu sein und dich plötzlich in ein Flügeltier zu verwandeln? Phasen der Depression können wir besser durchstehen, wenn wir uns klarmachen, dass ein neuer Lebensabschnitt vor uns liegt, in dessen Verlauf wir unser altes Ich womöglich so weit hinter uns lassen, wie die Libelle ihre Puppe. Mit zunehmender Erfahrung und Weisheit kommen wir zu der Erkenntnis, dass Wachstum immer mit einem gewissen Schmerz verbunden ist. Diesen Schmerz werden wir eher in Kauf nehmen, wenn wir uns bewusst machen, dass wir gerade eine neue Seite in unserem Leben aufschlagen. Wir sind vorbereitet für sie“.
– aus „Jeder Morgen bringt neue Hoffnung, Karen Casey und Martha Vanceburg.
C.G. Jung bezeichnet Synchronizität als ein sinnvolles zeitliches Zusammentreffen eines inneren mit einem äußeren Ereignis, ohne dass diese zwei Ereignisse kausal voneinander abhängig wären. Die Betonung liegt auf dem Wort sinnvoll, denn es gibt natürlich viele sinnlose Zufälle. Wenn ein Flugzeug vor mir abstürzt, wenn ich gerade die Nase putze, so ist das eine Koinzidenz ohne jeden Sinn. Wenn ich aber in einem Laden ein blaues Kleid bestelle und man mir irrtümlich ein schwarzes schickt, gerade an dem Tage, an dem ein naher Verwandter stirbt, so berührt mich das als „sinnvoller“ Zufall. Die zwei Vorfälle sind nicht kausal aufeinander bezogen, sondern nur durch den „Sinn“ verbunden, den die schwarze Farbe für unser Gesellschaft besitzt.
Indem Jung den Begriff der Synchronizität einführte, bahnte er eine neue Möglichkeit an, die Beziehung von Psyche und Materie zu verstehen. Synchronistische Ereignisse kommen oft während der wichtigsten Phasen des Individuationsprozesses vor, insbesondere auch in Krisen. Es gilt das Prinzip „Innen wie Außen“ – d.h. dass es eine Entsprechung von inneren und äußeren Prozessen gibt.
Die Geschichte der rationalen jungen Patientin und dem goldenen Scarabäus von C.G.Jung
Synchronizität: Die Spiegelung der Innenwelt in die Außenwelt
„Eine junge Patientin hatte in einem entscheidenden Moment ihrer Behandlung einen Traum, in welchem sie einen goldenen Skarabäus zum Geschenk erhielt. Ich saß, während sie mir den Traum erzählte, mit dem Rücken gegen das geschlossene Fenster.
Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch, wie wenn etwas leise an das Fenster klopfte. Ich drehte mich um und sah, dass ein fliegendes Insekt von außen gegen das Fenster stieß. Ich öffnete das Fenster und fing das Tier im Fluge.
Es war die nächste Analogie zu einem goldenen Skarabäus, welche unsere Breiten aufzubringen vermochten, nämlich ein Scarabaeide (Blatthornkäfer), Cetonia aurata, der gemeine Rosenkäfer, der sich offenbar veranlasst gefühlt hatte, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten in ein dunkles Zimmer gerade in diesem Moment einzudringen.“ (C.G Jung)
Für das Auftreten von sinnvollen Zufällen hat die Psychologin Elisabeth Mardorf eine Reihe von Kriterien aufgestellt:
1. Wir können einen sinnvollen Zufall nicht selbst verursachen. Er kommt unvorhersehbar. Ein sinnvoller Zufall lässt sich nicht planen, weder in seinem Zeitpunkt noch in seinem Inhalt, noch im Hinblick auf die beteiligten Personen. Er kommt »aus heiterem Himmel«, hat also immer etwas Überraschendes. Wir können uns zwar grundsätzlich innerlich darauf einstellen, dass uns in unserem Leben sinnvolle Zufälle begegnen können. Auf eine konkrete synchronistische Situation sind wir aber nie vorbereitet.
2. . Ein sinnvoller Zufall hinterlässt einen tiefen emotionalen Eindruck auf uns. Carl Gustav Jung und Marie-Luise von Franz sprechen hier vom »Numinosum«. Es kann sein, dass wir uns tief verbunden fühlen, angerührt von dem kaum zu glaubenden Erlebnis, es kann sein, dass wir ein »Aha-Erlebnis« haben, dass wir »wie vom Blitz getroffen sind«. Es kann auch sein, dass uns unheimlich wird, insbesondere bei negativ gefärbten synchronistischen Erlebnissen.
3. Ein sinnvoller Zufall hat eine symbolische Bedeutung. Er spricht eine symbolische Sprache wie ein Traum und kann ähnlich entschlüsselt werden. Diese Entschlüsselung ist jedoch nur möglich bei genauer Kenntnis und Analyse möglichst vieler umgebender Faktoren. Das lateinische Wort »numen«, von dem »Numinosum« abgeleitet ist, bedeutet »Wink«. Ein sinnvoller Zufall kann also als »Wink des Schicksals« gedeutet werden.
4. Ein sinnvoller Zufall ereignet sich oft an einem Punkt des Übergangs im Leben. Dies können sowohl äußere Veränderungen sein als auch innere Entwicklungen. Sehr häufig, aber auf keinen Fall ausschließlich, treten synchronistische Phänomene um Veränderungen wie Geburt, Heirat, Tod, Ortswechsel, Berufswechsel, Trennung auf. Es kann auch durchaus vorkommen, dass sie auftauchen, wenn noch keine Veränderung stattgefunden hat, diese aber dringend notwendig wäre. So können sie aufmerksam machen auf diese noch anstehenden Aufgaben und damit helfen, »Not zu wenden«.
5. Häufig passiert um synchronistische Phänomene herum eine Verzögerung. Diese sorgt erst dafür, dass der »richtige Augenblick« abgepasst wird, damit eine Gleichzeitigkeit überhaupt zustande kommt. Erst durch die Verzögerung »passt« dann alles zusammen!
6. Häufig gibt es einen »Boten«, einen Vermittler in sinnvollen Zufällen. Dies kann eine Person sein, aber auch ein technisches Medium, wie Telefon, Email, Brief, Fax.
7. Auch gibt es – selbst in eher negativ gefärbten synchronistischen Erlebnissen – einen Grund zum Lachen. Die »Ironie des Schicksals« zwingt uns oft zu unserem Glück. Man kann durchaus das Gefühl haben, dass da ein raffinierter Drehbuchschreiber mit einem Gespür für besondere Gags am Werke ist.
8. Synchronistische Ereignisse können komplexe Muster bilden. Mitunter sind mehrere Themen, mehrere zeitliche Querbezüge, mehrere Orte, mehrere Personen in verschiedenen Verschränkungen miteinander verbunden. Das macht es gelegentlich schwierig, die vielen Aspekte zu ordnen, und noch schwieriger, sie anderen mitzuteilen.
9. »Synchronizität der Synchronizität«. Bei der Beschäftigung mit dem Thema Synchronizität kann es gehäuft zu synchronistischen Erlebnissen kommen.
Übung:
Focussiere dich auf deine wichtigste Frage, auf die du gerne eine Antwort hättest oder auf die wichtigste Entscheidung, die du zu treffen hast. Halte Ausschau nach den Zeichen, Symbole, Ereignisse, die du erlebst und wahrnimmst und Dir Antworten auf diese Fragen oder zu treffende Entscheidungen liefert. Gehe achtsam, wach und mit geschärften Sinnen durch die Welt. Das Universum kann Dir Antworten auf jede nur erdenkliche Art und Weise schicken. Es ist dabei verspielt, subtil und äußerst kreativ.
Wenn du ein Erlebnis dazu machst gestalte ein Bild dazu.